Vollpension kann jeder oder auf die harte Tour,
In diesem Jahr nahmen es die Schüler vielleicht etwas zu wörtlich; beispielsweise wollte Florian trotz eines Bänderrisses teilnehmen. Das bewirkte bei allen anderen Teilnehmern, dass man sich wegen Druckstellen am Schienbein oder Blasen an den Füßen nicht zu beschweren wagte. Aber auch Regen, dichter Nebel oder gar Sturm waren kein Hinderungsgrund. Auch die tägliche Querfeldeintour ins Skigebiet … geschweige denn vergessene Handschuhe…Einige erprobten sogar wie es sich anfühlt, wenn man bei Minusgraden wegen Stromausfall zwei Stunden im Sessellift festsitzt ; dafür gabs dann vom Skiliftbetreiber immerhin eine Portion Pommes gratis. Man würde nun meinen, dass das eine dürftige Entschädigung sei, aber in der Schweiz sind Lebensmittel teuer…
Die Schlepplifte sind auch etwas länger und gehen mitten durch ausgedehnte Tiefschneeflächen. Es ist also wirklich ein Abenteuer, wenn man aus dem Lift fällt. Entweder man arbeitet sich durch den Tiefschnee zurück auf die Piste oder man fährt (zur Freude der anderen „Lifter“ (die ja auch auf gar keinen Fall aus der Spur kommen wollen) in der Liftspur ins Tal). Auch das haben wir natürlich ausprobiert.
Aber beginnen wir am Anfang. Herr Meyer, der sein Auto mit Lebensmitteln für eine ganze Woche für 33 Mann vollgepackt hatte und schon vorausgefahren war, meldete aus der Schweiz starken Schneefall und die Tatsache, dass die „Hütte“, nicht wie beschrieben im Tal, sondern auf 1200 m Höhe lag. Da wir ebenfalls schon die halbe Strecke hinter uns hatten, war es etwas spät, um noch Schneeketten einzupacken. Wir hofften auf ein Wunder, denn niemand hatte wirklich Lust darauf, die letzten Kilometer bei Schneetreiben, mit vollem Gepäck, bergauf und zu Fuß zurückzulegen. Das Wunder traf ein, kaum dass wir aufgrund der gruseligen Wetterbedingungen aufgeben mussten. Ein Autofahrer, welcher zufällig Leiter einer Lastwagenflotte war, lieh uns die rettenden Schneeketten und wir kamen ohne jegliche Verzögerung, wohlbehalten in unserer Hütte an.
Voller Spannung erwarteten alle den ersten Skitag, an dem es leider regnete. Skifahren war zwar möglich, aber nur auf den roten Pisten für Fortgeschrittene. Die blauen Pisten für Anfänger blieben wegen des schlechten Wetters gesperrt. Da wir nach anfänglichen Fortschritten auf den Übungshügeln auf keinen Fall aufgeben wollten, entschieden wir uns kurzer Hand, auf den roten Pisten weiter zu üben. Gut war, dass wir aufgrund des dichten Nebels nicht sehen konnten, wie steil sie wirklich waren…
Das sahen wir erst in den folgenden Tagen, an denen das Wetter zunehmend besser wurde. Die Fortschritte der Gruppe waren so rasant, dass bereits am Mittwoch alle (inzwischen bei schönstem Wetter) das Skigebiet erkunden konnten. Einziger Wehrmutstropfen war, dass nun so komische Dinge wie einbeiniges Fahren, oder „Hacken ins Tal“ geübt werden sollten… Das hätte man ja ignorieren können, wäre da am letzten Tag nicht die Prüfung gewesen… Leider währte das Bilderbuchwetter nicht lange.
Am Donnerstag wurde es so stürmisch, dass fortan alle Lifte oberhalb der Mittelstation gesperrt wurden. Kurz bevor es dazu kam, fanden sich einige von uns auf dem Gipfel des höchsten Berges des Skigebiets (2713 m) in einem tosenden Schneesturm wieder. Beeindruckend war es allemal …
Nachmittags nutzten einige das schlechte Wetter zum Rodeln. In der Schweiz gibt es extra für das Rodeln ausgeschilderte Abfahrten, während Schlittenfahrer in anderen Skigebieten nicht gerne gesehen sind. Eine Abfahrt über 1000 Höhenmeter haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Am letzten Tag haben alle die Abschlussprüfung mit Bravour bestanden. Alle können nun auf roten Pisten kontrolliert !!! ins Tal schwingen. (Als ob wir jemals unkontrolliert, das heißt: zu schnell fahren würden …)
Alles in Allem wirklich kein Kurs für Luftpumpen, aber immerhin für Heißduscher, … aber auch nur, wenn man bereit war, lange genug zu warten, bis das Wasser im Boiler der Hütte wieder warm genug war … Für den Betrieb eines Föns, benötigte man allerdings einen speziellen Adapter, in der Schweiz sind die Steckdosen anders – glücklicherweise konnten wir unsere Handys trotzdem aufladen – vermutlich hätten wir eine Woche ohne Handy nicht überlebt.
Sonja Schwarze