In 5½ Tagen zum Sportbootführerschein Binnen unter Segel und Motor
Oh, it’s just me, myself and I – und der Rest des Seminarfachs „Abenteuer Naturwissenschaft“. Am Samstag, den 30. April 2016 tauschten wir für fast eine Woche unser Pausenbrot gegen Schiffszwieback und Rum Prinzenkekse und Orangensaft und stellten fest, dass sich „Me, Myself & I“ von G-Eazy und Bebe Rexha hervorragend als Seemannslied eignet (baa-ba-ba-ba-da-ba!).
Nach zwei Zugfahrten und einer Busfahrt erreichten wir Heiligenhafen. Unser 14-Bett-Zimmer in der Segelschule Bennewitz begrüßte uns mit Polarmeer-Temperaturen und einer einzelnen, kaputten Heizung. Egal, wozu hat man Körperwärme? (even when the night is cold I got that fire in my soul) Wir hatten andere Sorgen. Die meisten von uns waren mehr als skeptisch an diese Fahrt herangegangen – den gesamten Sportbootführerschein-Binnen in weniger als einer Woche? Nächsten Donnerstag soll ich ein fünfzehn Meter langes Motorboot fahren können?
Nach zwei Zugfahrten und einer Busfahrt erreichten wir Heiligenhafen. Unser 14-Bett-Zimmer in der Segelschule Bennewitz begrüßte uns mit Polarmeer-Temperaturen und einer einzelnen, kaputten Heizung. Egal, wozu hat man Körperwärme? (even when the night is cold I got that fire in my soul) Wir hatten andere Sorgen. Die meisten von uns waren mehr als skeptisch an diese Fahrt herangegangen – den gesamten Sportbootführerschein-Binnen in weniger als einer Woche? Nächsten Donnerstag soll ich ein fünfzehn Meter langes Motorboot fahren können?
Der Tagesablauf, der uns erwartete, zerstreute diese Zweifel auf Anhieb. Von jetzt an hieß es: freiwilliges Theorielernen, Frühstück, Theorie, Segeln, Mittagessen, Theorie, Segeln, Theorie, freiwilliges Segeln, Abendessen, freiwilliges Theorielernen, … Ja, richtig gelesen, wir lernten schon vor dem Frühstück und oft bis spät in die Nacht (I don’t need anything to get me through the night – except the beat that’s in my heart Übungsprüfungsbogen) Unser Lerneifer hätte jeden Lehrer grün vor Neid werden lassen. Besonders wenn der betreffende Lehrer für dieselben Prüfungsfragen die sechsfache Zeit und jede Menge gütige Tipps braucht.
Wer nicht mit Lernen oder Segeln beschäftigt war, hat gekocht oder abgewaschen. Denn hier durften selbst für Spiegeleier in Stunden gerechnet werden, unser Herd sah das Ganze mit dem Zeitdruck eher entspannt. Langfristig gesehen hätten wir vermutlich in den Duschen kochen sollen, die ließen sich gar nicht erst kalt stellen. Aber man hat ja Grips und noch zwei Duschen plus Wasserhähne mehr, die man anstellen kann, damit sich das heiße Wasser (oder was davon übrig ist) aufteilt. Außerdem: Wer will denn nach einem Tag auf dem Wasser auch noch welches von oben?
Innerhalb von sechs Tagen lernten wir Ablegen und Anlegen, Kreuzen gegen den Wind (weil, direkt gegen den Wind fahren ist irgendwie nicht, also immer schön zickzack, da lernt man die Welt kennen) Wenden und (Patent-)Halsen fahren; zwei von uns gingen über Bord (everyone knows how this lifestyle is dangerous) und ließen sich wieder rausfischen, und zwei andere waren selbst nachts nicht von ihrem Boot zu trennen. Merke:
- Anlegen mit einer Jolle ist wie Einparken mit einem Auto, es heißt bloß anders. Auch hierbei kann man andere rammen. Oder den Steg in Stücke fahren.
- Das Hauptfortbewegungsmittel bei einem Motorboot ist das Paddel.
- Ein Sonnenbrand kann, richtig eingesetzt, ein abendfüllendes Thema sein („Seh ich etwa aus wie Maya?!“ – „Oh Gott, seh ich aus wie Heidi?!“)
- Richtig seekrank wird man erst abends in seinem Bett.
- Wenn das Meer am Tag deiner Prüfung ein Ententeich ohne den Hauch einer Luftbewegung ist, dann nimm dir eine Prinzenrolle mit und stell dich auf eine laaange Fahrt ein.
So waren wir am Donnerstag tatsächlich bereit für unsere Prüfung.
Theorie? Kreuz hier, Kreuz da; schon hundertmal gemacht – alle bestanden!
Segelpraxis? Ablegen, kreuzen, wenden, halsen, Boje über Bord!, abfallen, anlegen; Kinderspiel – alle bestanden!
Motorpraxis? Ablegen, das Lenkrad irgendwie so hinkurbeln, dass man halbwegs geradeausfährt, Boje über Bord!, zurück und nichts umfahren. Hoppla. Egal – alle bestanden!
Knoten? Alle lieben Knoten! Die sind sogar nützlich – alle bestanden!
Endergebnis: Alle bestanden! (Baa-ba-ba-ba-da-ba!)
Und wen ihr in der nächsten Zeit nicht mit einer fünfzehn Meter langen Yacht die Elbe entlang tuckern seht, der wird euch mit dem Sportbootführerschein-Binnen wenigstens beim Galgenraten abziehen.